Artemis und Diana – die Jagd wird wieder weiblicher

220px-Bardo_Diane_chasseresseMerkwürdiger Weise teilen uns die Zeitungen seit einigen Wochen – da ja auch immer einer vom anderen abschreibt – mit, immer mehr Jägerinnen eroberten seit Neustem Feld und Flur; wir nennen nur mal das Hamburger Abendblatt, Stern und Focus und die Westfälische Zeitung im Januar 2016, die märkische Oderzeitung vor wenigen Tagen, und andere mehr.

Wie kommt das?

Was ist daran so wichtig?

Und vor allem die Frage an uns Jäger: wieso sollte uns das erstaunen?

Urzeit: Jäger und Sammler

Bevor der Ackerbau in Mode kam, waren die Menschen Jäger und Sammler. Dabei wird es, was archäologische Befunde belegen, zunächst eher männliche Jäger (nicht etwa Jäger/innen – sowieso eine törichte Schreibweise) und weibliche und männliche Sammler gegeben haben, denn die Pirsch auf die Brombeeren erfordert halt nicht so einen körperlichen Einsatz wie die Pirsch auf den Höhlenbären – versteht sich. Dennoch gab´s schon in der Frühzeit jagende Frauen, vor allem bei den frühen Treibjagden, aber bei der eigentlichen Jagd auf großes Wild eben wenige, wenn überhaupt. Aber bei vielen jagenden Männern überwiegt noch heutzutage erkennbar die archaische Vorstellung – die halt aus grauer Vorzeit stammt – dass die Frauen eher zu den Kindern und an den traulichen Herd gehören als auf die Pirsch, und die Rehkeule eher schön zubereiten als weidgerecht selbst schießen sollten.

Artemis und Diana

Da sollte uns aber zu denken geben, dass die die Jagdgottheiten von alters her nicht etwa Hubertus oder Nimrod heißen – das waren nur tüchtige Weidmänner – sondern Artemis und Diana.

Frauen!Lucas_Cranach_d.Ä._-_Apollo_und_Diana

Artemis, eine der wichtigen 12 olympischen Götter, ist in der griechischen Mythologie die Göttin der Jagd, des Waldes, zudem des Mondes und die Hüterin der Frauen und Kinder, also der schöpferischen Zeugung. Homer nannte sie die „Göttin der Tiere“ und „Jägerin“. Ihr entspricht genau Diana, die römische Göttin. Dieser wiederum entsprach die etruskische Artumes und die keltische Göttin Artio.

Die jagenden Kerle – auch das sollte uns zu denken geben – kamen dem gegenüber in der Antike nicht nur nicht so gut weg, sondern machten auch gegenüber Diana eine äusserst miese Figur, um es mal nett zu sagen. Denn der von den Zentauren zum großen Jäger ausgebildete Aktäon rühmte sich, ein besserer Jäger zu sein als Diana; als er sie dann aber nackt beim Baden erwischte, verwandelte sie ihn in einen Hirsch, der von seinen eigenen Hunden, weil die ihn nicht erkannten, zerrissen wurde.

Großkotzigkeit und Machotum kommen bei Jägerinnen also nicht gut an!

Berühmte Jägerinnen

Tatsächlich war die Jagd früher schon immer ziemlich weiblich. Und das keineswegs erst seit kurzem, wie die Presse uns weismachen will. Denn schon im ausgehenden Mittelalter pflegten die höfischen Damen munter zu jagen, die Gemahlin von Karl dem Großen (768 – 814) saß wie ein Mann zu Pferde und jagte mit ihm und seinen 6 Töchtern auf Wildschweine und Auerochsen. Die französische Königin Anne de Beaujeu (1460 bis 1522) liebte die Wildschwein- und Wolfsjagd. Sie war eine hervorragende Reiterin und erfolgreiche Hundezüchterin. Ihre berühmteste Schülerin war die schöne Diane de Poitiers (1499-1565), einflussreiche Maitresse von König Henri II von Frankreich, besungen als „erste Jägerin von Frankreich“, die „ im gleichen Köcher Pfeile der Jagd und der Liebe hatte.“ Dazu gesellen sich, nur mal als kleine Auswahl, Catharina von Medici (1519 bis 1589), Anne Boleyn (1501 bis 1536) und ihre Tochter Elisabeth I (1533 bis 1603), Isabella von Kastilien, Lieselotte von der Pfalz und und und… Kann man alle googeln, vor allem bei Dr. Sigrid Krieger-Huber!

Mit dem Ende der höfischen Jagden war dann erst auch mal Schluss mit den jagenden Frauen. Zudem kamen machomäßige Zeiten – Absolutismus, Militarismus, Biedermeier, Weltkriege, und da passten Jägerinnen nicht so richtig in´s Bild (mit Ausnahmen, z. B. Karen von Blixen–Finecke, (1885-1962), das Vorbild von „Out of Africa“, und einigen Frauen, die sogar „professional hunters“ in Afrika waren).

Jägerinnen heute

Im Jagdjahr 13/14 hatten 369.314 Deutsche einen Jagdschein, 2014/15 schon 374084.  Rund 10% davon sind weiblich, Ende der 80er nur rund 1%. 216 Einwohner kommen bundesweit auf einen Jäger (Berlin 1.198 zu 1, Niedersachsen 130 : 1).

Die oben zitierten Meldungen kommen daher, dass sich zunehmend mehr Frauen für die Jagd begeistern. Und wir finden das, ehrlich gesagt, toll! Grundsätzlich dürfte sich inzwischen herumgesprochen haben, dass Frauen alles können, was auch Männer können, aber häufig ganz anders als diese an die Sache herangehen. Jäger sind Anwälte des Wildes, da werden Frauen gern gesehen. Frauen sind tendenziell zurückhaltender und hinterfragen mehr. Viele kommen über den Hund zur Jagd.

Frauen sind eine Bereicherung. Gerade in Zeiten, in denen auch die Gegner der Jagd zunehmen, sind in vielen Gesprächsrunden Frauen oft die besseren Anwälte der Jagd, gerade weil sie die Liebe zur Natur, zur Schöpfung, zur Nachhaltigkeit gut vertreten können. Niemand kann Ihnen vorwerfen, die Jagd befriedige „Machtgelüste“. Jäger lieben die Natur mit ihrem „artenreichen und gesunden Wildbestand“, den zu hegen sie verpflichtet sind, und „Hege“ ist ja nicht zuletzt auch ein sehr weibliches Element unseres Tuns.

Wieder mal hat der olle Goethe Recht: „Das ewig Weibliche zieht uns hinan“!

Ihr Dr. Wolfgang Lipps

 

 

Wolfsmanagement – Beispiel Schweiz

Infografik-Woran-erkennt-man-einen-WolfDas schweizerische Bundesamt für Umwelt BFU hat vor kurzem, am 16. Januar 2016, eine „Vollzugshilfe“ für das Wolfsmanagement „Konzept Wolf Schweiz“ herausgegeben, die für die Probleme in der Bundesrepublik höchst lesenswert ist – Fundstelle am Ende dieses Beitrags.

Auch in der Schweiz hat der Wolf keine Jagdzeit, aber die Konzepte zur Regulierung von Wildtierbeständen finden sich in der Schweizerischen Jagdverordnung, in der die entsprechenden Aufträge an das BAFU genau beschrieben sind – auch das ist lesenswert (Fundstelle am Ende dieses Beitrags). Das Konzept geht, wie die EU-Regelung und ihr folgend das deutsche Recht, von einem umfassenden Vollschutz des Wolfs aus, enthält aber gleichzeitig vernünftige Vorschläge zum Monitoring und vor allem zur Regulierung von Wolfsbeständen im Lichte der eindeutigen Gefahr für die Nutztierhaltung und nicht zuletzt auch den Menschen.

Damit zeigt dieses Konzept, wie mit der Tatsache, dass der Wolf aus unserer Kulturlandschaft nicht mehr verschwinden, sondern sich vermehren wird, sachlich und interessegerecht umgegangen werden kann. Den deutschen Naturschutzverbänden, insbesondere aber der Umwelt- und Jagdpolitik der Bundesländer, kann die Lektüre dieses Konzepts nur nachdrücklich empfohlen werden.

Fundstellen:

Jagdverordnung:

https://www.admin.ch/opc/de/classified-compilation/19880042/201507150000/922.01.pdf

Konzept Wolf bei BAFU:

http://www.bafu.admin.ch/publikationen/publikation/01836/index.html?lang=de&show_kat=/publikationen

Download dort:

Konzept Wolf Schweiz – Vollzugshilfe
19.01.2016 | 1496 KB | PDF

Ihr

Dr. Wolfgang Lipps

Jäger Zinnfigur