Die Rechtfertigung der Jagd – heute wichtiger denn je!

CIC LogoAm 28. Februar 2016 fand in Berlin ein außerordentlich erhellendes Symposium statt zum Thema: „Jagd in Deutschland – wie wird sie in 30 Jahren aussehen?“. Veranstalter war die Young Opinion (YO) des CIC, des (auf deutsch) „Internationalen Rates zur Erhaltung der Jagd und des Wildes“ (Info dazu bei Wikipedia unter diesem Stichwort). Thematisiert wurden, unter anderem, die Themen „Jagd und Eigentum“, „Jagd und Presse“, „Jagd und Naturschutz“ und „Jagd und Politik“.

Wie nicht anders zu erwarten, konnte natürlich die Jagd im Jahre 2046 nicht so recht dargestellt werden, aber die ausgezeichneten Redebeiträge und die Diskussion machten sehr gut deutlich,

  1. Wo die Jagd heute steht,
  2. welchen wachsenden Problemen sie sich in der Zukunft ausgesetzt sieht,
  3. wer diese Probleme aufwirft und
  4. wie sich die heutige Jagd dazu verhalten sollte.

Zu Punkt 2 und 3 wurde klar, dass es eine breite und gut aufgestellte und vor allem finanzkräftige Szene aus Naturschutz und Politik – i.e. z. B. BUND, NABU, die Grünen usw. – gibt, die der Jagd, wie sie gegenwärtig ausgeübt, vertreten und dargestellt wird, mit ganz erheblicher Kritik wenn nicht gar schlicht jagdfeindlich (wie es etwa dem Unterzeichneten erscheint) entgegentritt und ihren Bestand gefährdet. Die Meinung gewinnt an Boden, man brauche keine Jäger, sondern „Wildmanager“ wie in Genf, und die Ableitung des Jagdrechts aus dem Eigentum sei überholt.

Zu Punkt 4 wurde deutlich, dass wir Jäger heute zwei Aufgaben erheblich mehr Aufmerksamkeit schenken müssen als bisher:

–        Wir haben Veranlassung, unsere Jagd und einzelne Jagdmethoden und Erscheinungsformen gerade im Lichte der Kritik offen und durchaus reformwillig zu betrachten, ohne aber das Ganze aus dem Blick zu verlieren; und

–        Wir müssen jetzt wirklich einmal mit Ernst und Nachdruck an der Darstellung dessen, was wir tun, und an seiner Rechtfertigung gegenüber insbesondere auch der „urbanen“ Bevölkerung arbeiten; unsere Öffentlichkeitsarbeit ist, mit Verlaub, mit wenigen Ausnahmen ein Graus.

Dabei nur mal: die Rechtfertigung.

Das Argument, „ohne Jagd kein Wild“, kommt überhaupt nicht an; es ist erklärungsbedürftig und überfordert den naturfernen Bürger.

Das Argument, wir müssten Wildbestände regulieren, wird zunehmend angegriffen und stößt zudem weitgehend auf Unverständnis oder Ablehnung. Zum einen nämlich erzählen Naturschützer dem, wie gesagt, gerade im städtischen Bereich oft naturfernen Bürger, Wildbestände würden sich selbst regulieren – ein, wie wir Jäger wissen, überwiegend törichtes Argument. Zum anderen reißen die Schiesser und Trophäenjäger und kommunikations-unwilligen Mitglieder unserer Zunft unter Mithilfe einer willigen und zumeist auch uninformierten Presse durch ihr Verhalten vielerorts und oft das „mit dem Hintern wieder ein“, was wir ansonsten (u. a. mit so hervorragenden aber zu seltenen Aktionen wie „Lernort Natur“) aufbauen. Außerdem fallen viele auf das Argument herein, ein angestellter „Wildmanager“ sei professioneller und damit besser als der „Sonntagsjäger“; dass das zum einen falsch, zum zweiten großräumig nicht machbar und zum dritten extrem teuer ist, bringen wir erkennbar nicht rüber.

Sozialbindung des Eigentums

Ein drittes Argument hört man leider nie. Dabei ist es unserer Meinung nach eines der schlagendsten und zudem leicht vermittelbar: die Jagd ist ein direkter Ausdruck der Sozialbindung des Grundeigentums in unserer Verfassung. Der Jäger „dient dem Wohle der Allgemeinheit“ nach Art. 14 GG, wenn er „einen gesunden und artenreichen Wildbestand unseres heimischen Wildes, das ein unverzichtbarer Teil unserer Kulturlandschaft ist, im Einklang mit dem jeweiligen Biotop und unter Berücksichtigung der Belange der Land- und Forstwirtschaft hegt und erhält“.

Mit diesem Argument kann man sicher vielen der partiellen Angriffe gegen Teile der Jagd (Baujagd, Fallenjagd, Liste der jagdbaren Arten, Wolfsmanagement usw.) nur zum Teil begegnen. Aber der Kern unserer Jagd kann  damit erfolgreich und, wie wir jedenfalls meinen, dauerhaft verteidigt werden.

Also, Freunde der Jagd, jetzt mal Schluss mit der Klage des Dorfpolizisten: „Ich hab´ sie alle verhaftet, aber es ist keiner mitgegangen!“. Packen wir es endlich an – dass es geht, hat das Symposium der YO des CIC soeben unter Beweis gestellt.

Ihr

Dr. Wolfgang Lipps

Falschmeldung: Jäger fordern mehr Abschüsse

Hegeschau ChorinMit dieser Schlagzeile macht die Märkische Oderzeitung (MOZ) auf ihrer Titelseite am 17. Februar auf und ergänzt: Landesregierung wegen anhaltend hoher Tierbestände in der Kritik / Jungbäume gefährdet.

Nun weiß der insoweit wenig verwöhnte Leser dieser beliebten Provinzzeitung, dass man dort nur unzureichend recherchiert und insbesondere Jagdthemen überwiegend falsch darstellt. Das ist ärgerlich, aber die Blattmacher sind erfahrungsgemäß unbelehrbar.

Eine echte Falschmeldung ist allerdings nicht mehr nur ärgerlich, sondern peinlich! Denn der jagdliche Laie, und das dürften 99% der Leser sein, entnimmt dieser groß aufgemachten Meldung: „die brandenburgischen Jäger“ schießen zwar mehr als im Vorjahr, aber das ist nur ein Indiz für noch schneller wachsende und damit erhöhte Wildbestände, die den geliebten Wald kaputtfressen. Da müsste dann noch mehr aufgeforstet werden, und das koste das Geld des Steuerzahlers. Die Zeitung zitiert: „Dass der Steuerzahler für die laxe Umsetzung der jagdlichen Vorgaben im Landeswald aufkommen muss, ist ein Skandal„. (Fettdruck vom Unterzeichneten).

Was will uns also die MOZ, diese Zierde des ländlichen Journalismus, damit sagen?

Die Jäger sind mal wieder schuld!

Allerdings ist der Artikel eben eine – entweder bewußte oder miserabel recherchierte – Irreführung. Was der durchschnittliche Leser nämlich nicht mitbekommt, ist die im Artikel allerdings erwähnte Tatsache, dass hier nur der Vorstand des ökologischen Jagdverbandes (ÖJV) Mathias Graf von Schwerin zitiert wird. Ob der alle seine Mitglieder hinter sich hat, weiß man nicht. Selbst wenn aber: das sind nicht „die Jäger“, sondern, mit Verlaub, ein paar Hanseln.

Im Jagdjahr 2014/15 hatten in der Bundesrepublik Deutschland nämlich 374.084 Personen einen Jagdschein, gegenüber 369.314 im vorigen Jagdjahr. Davon repräsentiert der Deutsche Jagdverband (DJV) 289.098 Jäger und Jägerinnen, also 77% aller Jagdscheininhaber. Demgegenüber hat der ÖJV , der, sicher wohlweislich,  keine Mitgliederzahlen veröffentlicht, am 7. Mai 2014 gegenüber Wikipedia die Zahl seiner Mitglieder mit „rund 1500“ angegeben.

Das sind ziemlich genau 0,41% der gesamten Jägerschaft bzw. 0,52% der DJV-Mitglieder!

0,4% – und das nennt die MOZ „die Jäger“. Denn dass dort nur „Jäger“ und nicht „die Jäger“ oder „alle deutschen Jäger“ oder so steht, versteht niemand dahingehend, dass damit nur „einige wenige Jäger, wenn überhaupt“ gemeint sein könnten.

Tatsächlich ist der Landesjagdbericht des Landes Brandenburg, den man im Internet findet, sehrAnsitzleitern interessant. Er zeigt, dass im Großen und Ganzen die Jägerschaft ihrer Aufgabe der nachhaltigen Hege eines gesunden und artenreichen Wildbestandes im Einklang mit der Landschaft und den Land- und Forstnutzern hervorragend nachkommt. Er zeigt auch, wo regional oder partiell stärker oder weniger stark in Wildbestände eingegriffen werden muss, und dass natürlich von den immer wieder gebetsmühlenartig beklagten „überhöhten Wildbeständen“ nur ganz punktuell gesprochen werden kann, und dass dort reguliert werden muss und reguliert wird. Dass es durchaus zu Meinungsverschiedenheiten zwischen Forstleuten und Jägern kommen kann, liegt in der Natur der Sache bei zwei sich überschneidenden Nachhaltswirtschaften und bei voneinander oft verschiedenen Wertvorstellungen von Wald und Jagd – nichts, das sich zwischen vernünftigen Partnern nicht lösen ließe.

Dümmliche Vereinfachungen in der Presse und schlagwortartige Berichterstattung sind da natürlich wenig hilfreich.

Ihr Dr. Wolfgang Lipps

Fahrkanzel 2

„Rabaukenjäger“ – schaden sie der Jagd?

Beständer 2„Jäger sind Heger“ – „Jagd ist angewandter Naturschutz“ – „die Hege unseres Wildes ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe“; mal ehrlich, Freunde, interessiert eigentlich keine Sau! Zwar hat der DJV in einer Umfrage 2011 ermittelt: Jäger lieben die Natur (88% der Befragten), es ist gut, dass Jäger in Notzeiten Wild füttern (85%), Jäger müssen Wildbestände regulieren (82%), Jäger investieren viel Zeit in Naturschutz (70%) und Jäger helfen vielen seltenen Tierarten (69%). Hört man gern, aber die Medien interessiert das kein bisschen!

Ist ja auch klar: good news is no news, bad news is good news! Muss man nicht übersetzen, denn:

Der Kerl, der das tote Reh an der Anhängerkupplung hinter sich herschleift, war mit Bild in allen Rabaukenjägerdeutschen Blättern. Aus seiner Geldbuße und Entschuldigung, mit der er in letzter Sekunde seinen Jagdschein gerettet hat – leider, finden wir – hat er nichts gelernt; hat er doch den armen Redakteur, der ihn einen „Rabauken-Jäger“ nannte, gleich mal erfolgreich angezeigt. Amts- und Landgericht haben das nicht für eine kräftige Meinungsäußerung gehalten, sondern für eine Beleidigung. Kann man juristisch begründen, weil das eben von der subjektiven Befindlichkeit des jeweiligen Richters abhängt – vertretbar oder gar richtig finden wir das nicht. Und dass der Mensch grob – und wie man vermuten darf, nach wie vor unbelehrbar – gegen Grundsätze der deutschen Weidgerechtigkeit verstoßen hat, wurde ihm schon im verwaltungsgerichtlichen Verfahren deutlich ins Stammbuch geschrieben.

Ebenso wurde bundesweit über den Menschen berichtet, der 4 führende Bachen abgeknallt hat. Hat auch noch versucht, die Tat einem passenderweise mittlerweile verstorbenen Jagdgast unterzujubeln. Wird immerhin seinen Jagdschein verlieren, wenn´s beim Urteil bleibt. Den wenigstens sind wir also los.

Und immer schreit die Presse auf, wenn irgendwas mit Jägern passiert: Jäger bedroht Reiter, Jäger erschießt Hund auf Spaziergang, Jäger zielt auf Polizisten, usw. usf. Die erklärten Jagdgegner listen sowas genüsslich auf ihren websites auf; die „Initiative zur Abschaffung der Jagd“ allein 150 Fälle in 2015, die unsägliche PETA diese Mengen gleich für die letzten drei Jahre.

Schadet das der Jagd?

Sieht man die Umfrage des DJV, so möchte man meinen: Nein. Vernünftige Menschen lassen sich durch so etwas nicht das Urteil trüben. Schaut man sich allerdings unsere Umweltschutzorganisationen und unsere Parteien an, so wird klar: das wirkt vielleicht nicht unmittelbar und wird nicht vordergründig instrumentalisiert, aber es motiviert natürlich mit! Deshalb z. B. der Appell von Paul Ehrenfeld (in Outfox) am 13. Februar 2016: „Laden wir die Grünen ein und erklären wir ihnen die Jagd“. Er hat Recht, wenn er schreibt:

„Dem Wahlvolk liegt die Jagd genauso am Herzen wie uns Jägern die EU-Margarineverordnung – fremd, skurril, uninteressant, eine Spielwiese für Fachidioten. Wir Jäger … erwarten ein Szenario einer vom Wähler legitimierten Partei mit für uns bedrohlichem Veränderungswillen und -potenzial. Und wir haben ja bereits intensive Erfahrungen mit grüner Jagdgesetzgebung in einigen Bundesländern gemacht. (Fettdruck vom Unterzeichneten)

Denn auch wenn das dem Wahlvolk sicherlich nicht so klar ist, weil es subtil verschleiert wird: die Naturschutzverbände, allen voran NABU und Bund und wie sie alle heißen, sind Gegner der Jagd! Sie verbünden sich mit ausgewiesenen Jagdgegnern und stellen als „Reform“ getarnte Forderungskataloge auf: Verbot von Fütterungen und der Baujagd, Ende des sog. Jagdzwanges und – wie deutlich kann man noch werden – Eingrenzung der Jagdzeiten auf September bis Dezember und anderes mehr. Das fließt zunehmend in die Jagdrechtsnovellen ein, und das wär´s dann.

Was tun?

Hubertus2002vielleicht-001An sich haben wir Verbände, die unsere Interessen vertreten und durchsetzen sollen. Aber „die tun nix, die wollen nur spielen“. Denn sie sind zwar sicherlich, soweit Funktionäre den nötigen Elan überhaupt aufbringen, guten Willens, aber völlig unerfahren in Öffentlichkeitsarbeit und eine leichte Beute der gut organisierten und vernetzten Gegner – von „Wald-vor-Wild“-Forstleuten über den ökologischen Jagdverband bis zu den Naturschützern und ihrer Anhängerschaft im politischen Raum.

Deshalb müssen wir, die Jäger, schon selbst was tun. Dazu gehört:

  • –        Leben wir weidgerechte und nachhaltige Jagd vor.
  • –        Gehen wir in die Schulen und unterstützen wir den „Lernort Natur“.
  • –        Nehmen wir Interessierte, insbesondere Frauen, mit zur Jagd.
  • –        Boykottieren wir „Rabauken-Jäger“ und Schiesser, und
  • –        werben wir auch in unseren Internet-Foren unter Klarnamen für Hege und Jagd.

Es gibt nichts Gutes, es sei denn, man tut es.

Ihr Dr. Wolfgang Lipps

Jäger Zinnfigur