Graue Jäger, grüne Jäger

Die Jagd- und Forstpolitik in Brandenburg gleich nach der Wende war vorbildlich – wir bekamen eines der besten Landesjagdgesetze, und zwischen Förstern und Jägern bestand ein fachlich gutes Vertrauensverhältnis.

Aus einer Reihe von Gründen, an denen die Forstpartie keineswegs unschuldig ist, hat sich das allmählich geändert – weniger auf der persönlichen jagdlichen Ebene, aber deutlich im politischen Bereich.

Unsere Vertretung, der LJV, hat das lange, zu lange, hingenommen. Mehr noch: in Konfliktsituationen, wie z. B. dem Rotwildmassaker 2003 im Choriner Forst, hat sich der LJV hurtig „vom Acker gemacht“. Auch das hat leider die Entwicklung, wie wir sie heute sehen, befördert, anstatt sie positiv zu beeinflussen.

Wald VOR Wild!

Nach der Wende hieß das Motto des „Brandenburger Weges“: Wald UND Wild. Sehr bald verwies die Forstpartie auf das Jagdgesetz und die „vorrangigen Interessen der Land- und Forstwirtschaft“ (BJagdG § 21 Abs. 1, aber ergänzend LJagdG Bbg § 1 Abs. 2 Ziff. 4, 5 und 7). Damit sollte ein Primat der Forstwirtschaft belegt werden, den es so allerdings nicht gibt!

Der offene Brief

Das alte Motto ist heute in sein Gegenteil verkehrt, und die Forstverwaltung hat das letzhin noch zementiert. Aber glücklicher Weise haben wir heute einen Vorstand des LJV, der sich eben nicht mehr „vom Acker macht“, sondern der endlich aufgewacht ist und Stellung bezieht.

Der Präsident des LJV, Dr. Wellershoff, hat am 05.03.2019 auf der website des LJV einen offenen Brief eingestellt, der u. a. Folgendes sagt:

„…seit wenigen Monaten ist die Oberste Jagdbehörde der Obersten Forstbehörde im Referat 34 zugeordnet.

Der jagdliche Schwerpunkt im Land liegt nunmehr ausschließlich auf der Reduzierung von Schalenwild, Wald vor Wild soll im ganzen Land konsequent umgesetzt werden. Unserem Rot-, Dam-, Reh- und Muffelwild stehen schwere Zeiten bevor. Hegegemeinschaften sollen zu Abschussgemeinschaften verkümmern oder werden durch Gruppenabschüsse mit Mindestabschuss in möglichst allen Altersklassen ersetzt.

Es geht in Brandenburg um unser Wild und um unseren Wald. Der Landeswald ist die Heimat unserer Wildtiere und nicht nur Wirtschaftsunternehmen.
Wir Brandenburger Jäger im Landesjagdverband fühlen uns für das Brandenburger Wild verantwortlich. Wir sind Naturschützer, die sich unserer Kulturlandschaft und unseren Wildtieren verpflichtet haben! Wir fordern deshalb von unserer Landesregierung und von unserem Ministerpräsidenten bei Veränderungen der gesetzlichen Rahmenbedingungen:

– Stärkung aller ehrenamtlichen Strukturen der Brandenburger Jagd.

…Die Verteilung der Jagdabgabe muss im Einvernehmen mit der gesetzlichen Vertretung der Brandenburger Jäger erfolgen.

Der Wolf muss in das Landesjagdgesetz überführt werden.  Aktives Wolfsmanagement muss jetzt umgesetzt werden.

Die gesetzliche Vertretung der Jäger in Brandenburg ist der Landesjagdverband Brandenburg e.V.!

Es ist Zeit zu handeln! …“

Dieser Brief war mehr als notwendig und verdient die laute und aktive Unterstützung aller Brandeburger Jäger!

Wir, das Institut für Jagd Umwelt und Naturschutz, haben allerdings wenig Hoffnung, dass dieser Brief tatsächlich etwas ändert. Für die deutsche Verwaltung gilt immer die Erkenntnis: der Hund bellt, aber die Karawane zieht weiter!

Ihr besorgter

Dr. Wolfgang Lipps

 

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