OLYMPUS DIGITAL CAMERADas neue Jahr 2015 wird wieder und verstärkt Angriffe gegen die Jagd in Deutschland mit sich bringen. Grüne und selbsternannte Natur- und Tierschützer, viele mit höchst zweifelhaftem Wissen aber bemerkenswerter Intoleranz, nehmen immer mehr Einfluss auf die Gesellschaft und vor allem die Politik, s. Baden-Württemberg, s. NRW. Ganz vorn dabei immer: der NABU.

NABU: Jagd als „fixe Idee“?

Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) ist eine verdienstvolle Organisation, die eine Gemengelage von vielen guten Initiativen und etlichen schlechten und vielen guten Ideen mit wiederum reichlich viel Unsinn anbietet – wie das eben so ist, wenn eine große Organisation so ziemlich alle Arten von Leuten, vom (durchaus öfter vorkommenden) Fachmann bis zum (in großer Zahl feststellbaren) Dummbeutel, hinter sich vereint.

Etwas allerdings ist beim NABU zur fixen Idee geworden: die Jagd. Pausenlos und ständig, zuletzt mit einem erneuten Positionspapier zur Ausrichtung der Jagd in Deutschland“ im Dezember 2014, wird das geneigte Publikum, zumeist in „brutaler Vereinfachung und hämmernder Wiederholung“ (dem Erfolgsrezept populistischer Überzeugungsrethorik), mit den „Reformgedanken“ des NABU zur Jagd gelangweilt. Die muss angeblich unbedingt reformiert werden, was – ohne dass das so deutlich gesagt wird – letztlich zu ihrer Abschaffung führen soll.

Die Vorstellungen des NABU zur Jagd enthalten so viel Falsches, dass wir das hier nicht wiederholen müssen – es wurde schon oft gesagt. Auch das ist bei einer fixen Idde gemeinhin so.

Denn was ist eine fixe Idee?

Wikipedia definiert das in Kürze treffend wie folgt:

Eine fixe Idee (lateinisch idea fixa „unveränderliche Idee“), auch überwertige Idee genannt, ist ein Symptom aus dem Bereich der klinischen Psychologie und der Psychiatrie. Überwertige Ideen sind eine gravierende Denkstörung, die Wahngedanken ähnelt…. Häufig gehen überwertige Ideen mit anderen Denkstörungen einher und können schwere Störungen der sozialen Beziehungen zur Folge haben. Bei einer fixen Idee konzentrieren sich alle Gedanken auf ein Kernthema. Abgesehen davon denken die Betroffenen ansonsten logisch, so dass sie für vernünftig gehalten werden, wenn das kritische Gebiet nicht berührt wird.Nabu

Abschaffung der Jagd?

Nun hat ja bekanntlich jedermann ein Recht darauf, dumme Ideen zu haben und die zu verbreiten, für sie zu werben und auch, für die auf die Strasse zu gehen. Das gehört nun mal zur freiheitlich demokratischen Ordnung unseres Gemeinwesens. Allerdings muss man, will sagen müssen zuerst die, die die Idee haben, aber dann vor allem auch die, die es unmittelbar betrifft, darauf achten, dass dumme Ideen keinen Schaden anrichten – erst recht keinen solchen, der viele Unbeteiligte trifft.

Das aber wäre die Abschaffung der Jagd.

Damit wollen wir jetzt keineswegs den Schaden verharmlosen, der schon durch die zahlreichen erfolgreichen Angriffe auf die Jagd angerichtet wird, von dem einigermaßen bedenklichen (um es nett auszudrücken) Urteil des Europäischen Menschrechtsgerichtshofes zur Ablehnung der Jagd aus ethischen Gründen bis hin zu den zahlreichen Sottisen der (u. a. NABU-gesteuerten) neueren Jagdgesetze etwa in Baden-Württemberg und NRW. Aber einen ernsthaften und nachhaltigen Schaden würde letztlich die Abschaffung der Jagd verursachen. Denn die führt zu Auswirkungen auf unsere Natur, unsere Tierwelt, unsere Gesellschaft und unsere Tierethik, die massiv und katastrophal wären.

Ein trauriges Beispiel dafür ist unser Nachbar Holland.

Jagdverbot in den Niederlanden

Seit 2002 ist die Jagd in den Niederlanden weitgehend verboten (deshalb jagen unsere holländischen Weidgenossen jetzt z. B. vermehrt bei uns – und wenn sie ein gelbes Nummernschild haben, sind sie zuhause durch die Führerscheinprüfung gefallen – oder? ok, ein Scherz!). Das Naturschutzgesetz „Flora- und Faunawet“ hat den Katalog der seinerzeit 96 jagdbaren Tiere auf sechs verkürzt, von denen eines, das Rebhuhn, auch noch ganzjährig geschützt ist – bleiben Hase, Fasan, Kaninchen, Stockente und Ringeltaube. Wildtiere können nur noch in besonderen Fällen mit besonderen Lizenzen geschossen werden; das ist die sog. „Wildschadenskontrolle“. Das Flora- und Faunagesetz hat für diese Ausnahmeregelungen drei Bedingungen festgelegt: Erstens darf es keine andere Lösung geben, d. h. alle anderen Lösungen müssen ausgeschöpft sein, zweitens darf die Tierart nicht vom Aussterben bedroht sein und drittens muss es sich um beträchtliche Schäden an Gewächsen oder Vieh handeln.

Zu was das führen kann, zeigen Beispiele aus Holland:

Zunächst besteht inzwischen Einigkeit darüber, dass das ursprüngliche als Schutzgesetz für Tiere gedachte Flora- und Faunawet aus guten Gründen (Schutz der Landwirtschaft, Seuchenvermeidung usw.) so vieleAusnahmen zulässt und erlaubt hat, dass der Schutz für Tiere nicht nur nicht verstärkt wird, sondern die Ausnahmen überwiegen. Allerdings sind diese Tötungen dann weder „weidgerecht“ noch „nachhaltig“ noch „tierschutzgerecht“, sondern schiere ökonomische Sachzwangentscheidungen.

Es geht aber noch weiter. Als die Füchse überhand nahmen, wuchs der Druck auf Ausnahmegenehmigungen. „Seit dem 12. April 2006 dürfen nun selbst säugende Fähen getötet, Jungfüchse mit Knüppeln erschlagen und Füchse im Dunkel der Nacht mit Lampen geblendet werden, damit sie leichter zu erschießen sind (Dag Frommholt).“ Und das, obwohl eingehende wissenschaftliche Untersuchungen ergeben haben, dass der Einfluss des Fuchses auf Wiesenvögel mit maximal 5%  äusserst gering ist. Den weidgerechten Jäger graust es!

Die Zahl der überwinternden Wildgänse hat in Holland von ca. 130.000 im Jahre 2005 so zugenommen, dass bis 2018 mit einer Zahl von 1,3 Millionen gerechnet wird, dazu kommen noch jeden Winter die Gäste mit geschätzten bald 2,2 Millionen. Zwar gibt es Sondererlaubnisse zum Abschuss bei großen Schäden, aber zuvor muss versucht werden, die Gänse zu verjagen (!). Da sie inzwischen als Plage angesehen werden, hat eine Kommission allen Ernstes Maßnahmen wie das Zusammentreiben und Vergasen einerseits und das Eierschütteln andererseits vorgeschlagen (nach einer Stellungsnahme des KNJV, des Dachverbandes der niederländischen Jäger). Und so ist bereits gehandelt worden: am Flughafen Schiphol wurden 2000 Gänse zusammengetrieben, begast, getötet und – Sie lesen richtig“ – einer Organisation zur Verfügung gestellt, die Arme mit Essen versorgt.

Wie pervers ist das denn? 

Im Gebiet Oostvaardersplassen sind Rothirsche Heckrinder und Wildpferde in großer Zahl abgekommen und verhungert, weil die natürlichen Lebensgrundlagen der Überpopulation nicht gewachsen waren, sich der Bestand aber natürlich – trotz des bei Tierschützern weit verbreiteten gegenteiligen Kinderglaubens – nicht selbst reguliert hat; meinen wir, aber das halten die niederländischen Jagdgegner gerade für den richtigen Regulierungsmechnismus. Denn die Partei für Tierrechte – die gibt’s wirklich! – meint dazu lapidar: Das Leid der Tiere sei immer noch besser als Jagd“.

Nochmal: wie pervers ist das?

Jagdverbot im Kanton Genf

Das ZDF hat diesem Jagdverbot eine – leider ziemlich falsche und tendenziöse – Sendung gewidmet und darin behauptet, durch das behördliche Wildtiermanagement unter Ausschluss der Jäger – will heißen der privaten oder „Hobby“-Jäger – habe sich der Wildbestand erholt, reguliere sich selbst, und alles sei wunderbar. Leider hat der Präsident des Genfer Jagdverbandes „ La St. Hubert“, Eric Schweizer, das in einem Interview mit dem DJV am 24.02.2014 in allen Einzelheiten widerlegt.

Gerade dort zeigt sich: Wildtiermanagement durch Behörden ist möglich, aber teuer und schlecht. Die öffentliche Hand zahlt, während wir Revierpächter selbst bezahlen. Die Wildtierverwaltung ist schon personell gar nicht in der Lage, die vielfältigen Aufgaben zu erfüllen, denen sich der Revierpächter, der als Hobbyjäger verunglimpfte Jäger, stellt, wenn er sich z. B. nächtelang abmüht, den Wildschaden durch Schwarzwild im erträglichen Rahmen zu halten, andernfalls er Wildschadensersatz leistet. Welcher Förster oder städtischer Jagdbeauftragte wäre wohl so idealistisch?

Der Sinn der Jagd

Trotz allem Gemaule gegen die heutige Jagd: „Jäger haben heute neben der eigentlichen Jagdausübung zahlreiche Aufgaben übernommen. Zum Beispiel die Förderung und Erhaltung von Biodiversität, Naturschutzmaßnahmen, Umweltbildung von Kindern und Jugendlichen, Wildschadensverhütungsmaßnahmen, Seuchenbekämpfung, Bergung und Entsorgung von Unfallwild“ (zitiert nach AG Jagd der Piratenpartei). Sie tun dies unter finanziellen und persönlichen Opfern, aus Liebe zur Natur und zum Tier, in Verantwortung für unsere Umwelt, die wir bekanntlich nicht „von unseren Eltern geerbt, sondern von unseren Kindern geliehen“ haben – wohl die beste Definition von Nachhaltigkeit und zugleich die Grundlage der Weidgerechtigkeit. Selbst die, die nicht so denken und nicht auf dieser ethischen Grundlage jagen, dienen ihr, weil das Recht sie dazu anhält.

Fazit: Unsere Jagd ist in mannigfacher Weise reform- und verbesserungswürdig; aber sie muss als Kulturgut so erhalten werden, wie sie heute im Wesentlichen ist!

Huckebein2

 

 

Ihr Dr. Wolfgang Lipps

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